Wall


In Wall kaufe ich Familienalben auf.
Die Bilder (Ikonen) werden je ein letztes Mal betrachtet und dann zerschreddert. Abgepackt und in durchsichtige Plastiksäcke aufeinander geschichtet ergeben sie einen Wall von ca. 40 cm Höhe. Sozusagen eine „Deichbefestigung” der eigenen visuellen Wahrnehmung mit den Bildresten des 20. Jahrhunderts gegen die bevorstehende Bilderflut des 21. Jahrhunderts.

WALL - Die Kontrolle der Bilder »

Fragmente


Fragmente nimmt sich der Reste dieser Zerstörung (besser Auflösung) an und betreibt eine vorgreifende Archäologie des Bildes. Irgendwann wird es mit großer Wahrscheinlichkeit so etwas wie eine Medienarchäologie geben, die versucht aus den gebliebenen Bildresten vergangener Jahrhunderte eine visuelle Geschichte dieser Zeit zu rekonstruieren. Das Beispiel persönlicher Geschichte bietet da immer ein sehr adäquates Modell. Fragmente greift diesen Gedanken auf und geht ähnlich vor. Bildreste werden sortiert. Nach Farbe, Größe oder spezifischem Inhalt werden Gruppen zusammengestellt, die dann den Pool bilden, aus dem einzelne Geschichten bruchstückhaft (re-)konstruiert werden. Geschichte wird neu geschrieben. Oliver S.Scholten
Die Arbeit Fragmente entstand aus dem Projekt Wall, welches von mir im Januar 2001 begonnen wurde. Das zwanzigste Jahrhundert war ein Jahrhundert des Bildes. Der Fotoapparat die populärste und privat am weitesten verbreitete Bilderzeugungsmaschine. Seine Produkte überleben oft Erzeuger und private Zielgruppe. Das fotografische Abbild hat in bestimmten Zusammenhängen den Status einer Ikone erreicht. Familienalben bevölkern Flohmärkte.
Das private Abbild herausgelöst aus seiner unmittelbaren Geschichte wird zu Allgemeingut, zu einem Abbild allgemeiner Geschichte. Szenerien wiederholen sich, Abbilder persönlicher Ereignisse bekommen eine allgemeine Symbolik.